01.07.2025
/ Quelle: invidis.de.de
Die Litfaßsäule wurde 1854 von dem deutschen Drucker und Verleger Ernst Litfaß in Berlin eingeführt, um eine geordnete Plakatierung im öffentlichen Raum zu ermöglichen. Das erste Exemplar wurde am 1. Juli 1855 in Berlin aufgestellt. Schnell verbreitete sie sich in deutschen und internationalen Städten und wurde zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes.
Seither sind 170 Jahre vergangen und die Litfaßsäule hat ihren Zweck als Sprachrohr für Informationen aller Art beibehalten– von kommerzieller Werbung über kulturelle Ankündigungen bis hin zu politische Botschaften und behördliche Mitteilungen.
7 Fun Facts zur Litfaßsäule
1.) Werbung statt Erleichterung
Ursprünglich war statt der Litfaß-Säulen die Aufstellung von öffentlichen Toiletten mit einer Ummantelung vorgesehen. Darauf sollten dann Plakate geklebt werden. Doch Schritt für Schritt verschwand das öffentliche Pissoir aus den Vertragsentwürfen.
2.) Der Litfaßsäulen-Song
Zur Einweihung der Litfaßsäulen ließ man den „Ernst-Litfaß-Annoncir-Polka“ komponieren und aufführen. Zahlreiche Gedichte und Lieder über die Säulen folgten – die meisten höchstwahrscheinlich durch den Erfinder finanziert.
3.) Preußisch Proof of Play
Es gab damals schon einen „Proof of Play“. Technologie wurde durch preußische Genauigkeit ersetzt. Die Säulen waren mit fortlaufenden Nummern ausgestattet, um fehlende Plakate leicht monieren zu können. Zudem überwachten ein Anschlagsspediteur und ein Kontrolleur die ordnungsgemäße Plakatierung.
4.) On Giant Cities‘ Shoulders
Es ist wahr und richtig, dass Ernst Litfaß als Erfinder der Litfaßsäule gerühmt wird. Aber sie entstand nicht im luftleeren Raum. Auf Reisen nach London und Paris lernte der Publizist die unglaubliche Reklame-Dynamik in diesen europäischen Metropolen kennen. Vielleicht sah er OoH-Innovationen wie die Harris-Säule – eine von Pferden gezogene, drehbare Plakatsäule.
5.) Morris vs. Litfaß
In Frankreich ist die Litfaßsäule als Colonne Morris, in England als Morris Column bekannt. Das geht auf Gabriel Morris zurück, der die Säulen ab 1860 in Paris aufstellt – übrigens wie Litfaß ein Drucker von Beruf. Die Morris-Säulen wurden in Frankreich ab 1900 durch die „Société Fermière des Colonnes-Affiches“ aufgestellt, die 1986 von JC Decaux übernommen wurde.
6.) Werben wie die Könige
Ob für Asterix, Kung Fu Panda oder Super Mario: Individualisierte Aufsätze für Litfaß- oder Morrissäulen erregen Aufmerksamkeit. Auch das hat Ernst Litfaß schon vorweggenommen: mit Gipsbüsten von Königen ließ er zum Beispiel militärische Siege feiern.
7.) Anschlagssäule in Lego
Wer eine Litfaßsäule mit Legosteinchen nachbauen möchte, findet dafür auf Youtube eine Anleitung. Wer stattdessen die Morris Column präferiert, wird auf dem Videoportal ebenfalls fündig.